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Poul Erik Han­sen – Däne in Deutschland

Deutsch­land hat es Poul Erik Han­sen nicht leicht gemacht, sich will­kom­men zu füh­len. Im Urlaub auf Mal­lor­ca lernt der Däne 1977 sei­ne deut­sche Frau Nuria ken­nen und lie­ben. Zwei Jah­re spä­ter zie­hen die bei­den ins Ruhr­ge­biet. Es ist die Büro­kra­tie, die ihm das Leben schwer macht. Auf­ent­halts­er­laub­nis, Aner­ken­nung des Füh­rer­scheins, Hei­rats­er­laub­nis, Kon­trol­len an der Gren­ze – nichts klappt im ers­ten Anlauf rei­bungs­los. Doch Poul Erik Han­sen hat sich nicht ent­mu­ti­gen las­sen.

Wäh­rend sei­ner Arbeit mit Jugend­li­chen im Frie­dens­dorf Ober­hau­sen und vie­le Jah­re mit Men­schen mit psy­chi­scher Erkran­kung für das Dia­ko­ni­sche Werk Gladbeck/Bottrop/Dorsten hat er sich zwar an die deut­sche Art gewöhnt – aber auch eine per­sön­li­che däni­sche Note hinzugefügt.

Als Bei­spiel dafür nann­te er wäh­rend des Inter­views, das ich im Juni 2021 mit ihm führ­te, das Duzen, das in Däne­mark üblich sei. In Deutsch­land sei immer ange­hal­ten wor­den, die Leu­te zu sie­zen. „Ja“, mein­te Poul, „man kann dann schon mit­ein­an­der reden. Aber wenn ich das ‚Du‘ anbie­te, bedeu­tet es, dass ich die Leu­te ernst neh­me. Wenn ich ‚Du‘ sage, über­neh­me ich Ver­ant­wor­tung.“

Die­se Erklä­rung ist mir im Gedächt­nis geblie­ben. Es stimmt, wenn man sich duzt, rückt man näher zusam­men. So man­ches Mal schon habe ich an Poul gedacht, wenn ich jeman­dem das ‚Du‘ ange­bo­ten habe.

Ende Dezem­ber 2023 ist Poul Erik Han­sen gestorben.