„Die Studierenden können mich wirklich alles fragen, auch wenn mir ein Thema unangenehm sein sollte. Wir können nur von einer gesunden Gesellschaft sprechen, wenn wir über alles reden können“, sagte unser Interviewpartner Berat Arifi einmal zu Beginn einer Veranstaltung mit Studierenden der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Gelsenkirchen.
Es ist einfach schön, wenn sich ein Format bewährt: Mit Studierenden der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Gelsenkirchen tauschen wir uns auch nach Projektende aus.
Im Frühjahr standen im Soziologie-Seminar die Themen „Interkulturelle Kompetenz“ und „Menschen und Flucht“ im Studienplan. Dazu waren wurden wir bereits mehrmals eingeladen. Unsere Interviewpartner Alassa Mfouapon und Berat Arifi sind eloquente Gesprächspartner. Dass Gespräche mit ihnen auf Augenhöhe gelingen, legt schon Berats Zitat vom Anfang nahe.
Neun Jahre Ungewissheit
Als seine Mutter mit ihm schwanger war, flohen die Eltern vor dem Kosovo-Krieg. Die Familie lebte neun Jahre in der Ungewissheit, ob sie in Deutschland bleiben kann. Diese Situation konnte nicht spurlos an Eltern und Kindern vorübergehen. Sie hat Berat geprägt. Schon früh passte er auf seine jüngeren Geschwister auf, wenn die Eltern Behördentermine wahrnahmen. Dass er sie zu Arzt- und Behördenterminen begleitete, um zu übersetzen, war ebenfalls keine Seltenheit. Mit Studierenden des Fachbereiches Öffentliche Verwaltung diskutierte er die Problematik rund um Behördengänge und die Kommunikation zwischen Migranten und Mitarbeitenden der Behörden.
Arbeit mit Liebe ausüben
Der Kameruner Alassa Mfouapon berichtete über seine Flucht, sein Leben in Deutschland und insbesondere über seine Erfahrungen mit der Polizei. Diese haben ihn zum Flüchtlingsaktivisten werden lassen. „Wenn Sie ein guter Polizist sein wollen, müssen Sie Ihre Arbeit mit Liebe machen“, diesen Appell richtete Alassa an junge Polizeianwärter*innen. Der Geflüchtete hat in Deutschland so schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht, dass er dagegen geklagt und auch Recht bekommen hat.
Aber Alassa erinnert sich auch an eine gute Begegnung während seiner Abschiebung nach Italien. Damals hatte ein Polizist ihm erklärt, wie die Abschiebung ablaufen würde und dass es für Alassa und ihn leichter wäre, wenn er keine Probleme mache. „Ich fühlte mich mit Respekt und als Mensch behandelt“, erinnerte sich Alassa während unseres Besuchs im Seminar der Fachhochschule für Polizei und Verwaltung in Gelsenkirchen.
Für die Studierenden waren diese Gespräche ein guter Einstieg für die Seminar-Hausarbeit: Interviews mit Zeitzeug*innen führen.